GESCHICHTEN VOM BOCKELSBERG


  

RADLOS


Vor einigen Tagen bekam ich das traurige Bild eines dreirädrigen Escorts zugesandt. Danke Martin!


Sofort hatte ich wieder die verschiedenen Radlosen in meinem Leben vor Augen.


Mein erstes Auto mit 18 war ein Fiat 500. Den hatte mein universell und künstlerisch, aber nicht gerade technisch begabter Vater für mich gefunden. An dem weissen Autochen lernte ich gleich mal an diversen Stellen das Schrauben und bei einer kleinen Fiat Werkstatt wurde ich im Ersatzteillager Stammkunde.  


Nach einigen Monaten passierte es dann. Wir hatten zu der Zeit in Braunschweig einen City Ring mit einer scharfen Linkskurve am Kaufhaus Hertie.


Als ich dort um die Ecke zog mit meinem Cinquecento gab es einen Knall und ich rutschte in Schräglage an den linken Bordstein. Völlig verdattert sah ich mein linkes Hinterrad weg rollen. An einem haltenden Bus lief das Rad elegant vorbei, liess einige Passanten unfallfrei hinter sich und nahm Kurs auf die Glastüren von Hertie. Bus, Passanten und Glastür, alles blieb heile. Nach diesem 50 Meter Lauf war die Energie verpufft und mein Hinterrad legte sich im Hertie Eingang nieder.


Der dreirädrige Fiat 500 wurde dann zurück gegeben – die Werkstatt hatte den Achsstummel geschweisst. Bei mir hätte das wenigstens gehalten.


Einige werden sich auch noch an die Verkehrsfunkmeldungen erinnern. Damals wurden die Fahrer mit Autotyp und Kennzeichen aufgefordert sofort anzuhalten und die Radbolzen auf festen Sitz zu kontrollieren. Ja, so waren die Werkstätten damals.


In meiner erfolgreichen Zeit vor der Wende arbeitete ich in den harten Wintermonaten gar nicht. Über Weihnachten war ich dann oft auf Achse. Aber nicht zum Urlauben. Schön war ein Transport eines Langnese Eiswagens nach Griechenland mit einer Woche Aufenthalt und Rückflug über Zürich. Natürlich kostenlos. Noch schöner war ein Umzugstransport nach Istanbul. Für den Umzug von 2 Parteien brauchten meine Türken einen Möbelwagen mit Anhänger und zusätzlich einen alten Ford Transit. Den sollte ich fahren.


Für den Transit sollte es die letzte Fahrt seines Lebens werden und so wurde bereits beim Beladen keinerlei Rücksicht auf das Fahrzeug genommen. Eben ein türkischer Umzug. Ohne Leiter wurde der Dachträger beladen und dabei das Dach völlig verbeult.


Wir fuhren dann abends Richtung Süden und sollten in Darmstadt noch einen Familienumzug zu laden. Ich immer brav hinter dem Möbelwagen her.


In Darmstadt landeten wir plötzlich gegen Mitternacht in der Fussgänger- zone. Obwohl es noch doch noch gar keine Navis gab. Ich musste auf der engen Strasse scharf wenden und Plopp fiel das rechte Vorderrad ab.


Wir hatten dann nicht nur Angst vor der Polizei, weil wir in der Fussgängerzone standen. Ich stand mit dem Transit auf 3 Rädern dort. Mein deutscher Türke war ganz entspannt – er hatte das Radlager schon zweimal repariert. Und ich war inzwischen froh, dass wir in der Fussgängerzone und nicht auf der Autobahn standen. Nachdem ich die Pressmutter auf dem bisschen Restgewinde zusammen geklopft hatte hielt das Radlager bis Istanbul und sogar zurück nach Bulgarien. Dort hat dann die leidende Transe noch ein Grenzer gekauft.    


In Stendal musste ich auf der Heerener Strasse immer am ATU vorbei und wir sahen oft auf der Probefahrtkurve aus der Werkstatt eine langsam auf der Strasse versiegende Ölspur. Neuen Ölfilter vergessen – arme Motoren.


Aber zurück zu den Radlosen. Mein Kollege hatte in einem Vorharzort seinen Autoteilehandel neu gebaut und sein Büro über der Werkstatt eingerichtet. Er hörte das Tor auf gehen und wir schauten aus dem Fenster. Wieder ein Auftrag erledigt und Geld in der Kasse.


Der VW Vento kam langsam rückwärts heraus, hielt vor dem Tor und die Hinterräder fielen langsam rechts und links zur Seite als der Monteur aus dem Wagen stieg. Mein Kollege hat die Werkstatt dann geschlossen und die Monteure entlassen.    



Chef im Nahen Osten

Mein Verhältnis zu den Vorvorderasiaten könnte man als liebevoll Augen rollend bezeichnen. Während ich auf einem Autotransport nach Tessaloniki und einem Leihmotorrad in Griechenland keinen Zündfunken bekam, wäre ich auf meiner zweiten Reise nach Istanbul gern gleich dort im Land geblieben.  


Um es gleich vorweg zu klären, als den ganzen Tag herum sitzenden und Chai trinkenden Chef habe ich mich nie geeignet.


Wir fuhren also nach unserem Umzugstransport für zwei Ehepaare tagelang kreuz und quer durch Istanbul. Fast täglich ging es dann über die erste damals neue Bosporusbrücke nach Asien.


In Istanbul fiel mir besonders auf, das sich damals dieses Land langsam von einer Handwerker- in eine Industriegesellschaft verwandeln wollte. Einmal besuchten wir einen kleinen zwei Mann Betrieb in einem Vorort, der mit wenigen Maschinen einige Vergaserteile für den Tofas (türkischer Fiat) herstellte.


Solche Betriebe gab es bei uns schon lange nicht mehr und heute in der Türkei wohl auch nicht mehr in der Vielzahl.


Ein türkischer Beamter fragte mich damals was er für eine Fabrik bauen sollte. Ich gab ihm den Rat Kaffeemaschinen herzustellen. Damals war dort nichts mit Kaffee als Türkentrank.


Er lachte mich aus! Heute kommt so ziemlich jede einfache Kaffeemaschine aus der Türkei und die Busbauer stellen exzellente Fahrzeuge her.


Meine deutschen Türken hatten ständig Spass daran, mir im Auto zu erklären was ich im Geschäft, natürlich auf Türkisch kaufen sollte. Nach zwei Tagen hatte ich den Bogen raus. Nein, ich konnte nicht gleich perfekt Türkisch sprechen. Ich erkannte die Geschäfte an der Fülle der Auslagen, wo der Besitzer als Gastarbeiter in Deutschland gearbeitet hatte. Und die freuten sich immer, dass sie mal wieder Deutsch sprechen konnten. Draussen im Auto wunderten sie sich, wie gut ich schon einkaufen konnte.


Wenn wir aufs asiatische Land fuhren, begeisterten mich zwei Probleme. Müssen Telegrafen- und Strommasten an der schnurgeraden Strasse auch gerade nach oben stehen? Aber daran konnte ich mich gewöhnen.


Was ich nicht so toll fand: In der Zeit herrschte Kriegsrecht. In Istanbul patrouillierte überall die Armee und ausserhalb auf dem freien Land gab es alle 20 Kilometer Wachhäuschen mit 2 Soldaten.


Damit diese Wachposten den Innenraum der Fahrzeuge beobachten konnten, musste mit Innenbeleuchtung gefahren werden. Selbst meine deutschen Türken hielten sich nicht an das Gebot.

Mit Innenbeleuchtung zu fahren war unangenehm und so knipsten sie das Lämpchen erst kurz vor den Wachhäuschen an.


Ich fand es zu aufregend, mal von einem nervösen Wachposten erschossen zu werden. Denn manchmal wurde das Lichteinschalten einfach vergessen. Nach diesen Vorfällen bin nur ich noch Nachts auf Landstrassen gefahren.


Zu Silvester knallten auf dem Taksim Platz dann trotz Verbot einige Kracher in den Abendstunden in die Menge. Sofort war der Platz von Militär umzingelt. Ich wollte nicht so gern einem Attentat zum Opfer fallen und fand das Durchgreifen der Armee völlig in Ordnung.


Bei allem Geschrei um den Präsidenten Erdogan würde ich mir solche Naherlebnisse für unsere Deutschen Politiker und vor allem auch für die Journalisten wünschen.


Zum Gemecker um Erdogans blumige Aussage, man müsse mal das Blut der türkisch stämmigen deutschen Politiker überprüfen, fällt mir auch etwas ein.


Mir hat damals ein Grenzer gesagt: „ Zwei Augen zu Türken und ein Augen offen Deutscher mit einem leeren Lastwagen, an dem vorn Schweissarbeiten in der Türkei gemacht wurden, dass riecht einfach nach tonnenweise Kanabis!


Gegen ein freundliches Lächeln und eine Kiste Orangen wurden wir nicht kontrolliert. Ich vermute mal, sie hatten damals schon von der Gründlichkeit des Deutschen Zolls gehört.


Bessere deutsche Politiker hätten die Aussage Erdogans als orientalische Blumigkeit weg geheftet.


Unsere Politiker sollten sowieso jede Destabilisierung der Türkei vermeiden, Erdogan unterstützen und nicht die Aufhebung von Gesetzen fordern. Dieses fragile Land geht sonst den gleichen Weg ins Chaos wie zuletzt der Irak, Syrien, Ägypten, Libyen und der Sudan.




















Bei einem meiner wenigen Stadtbummel in Braunschweig traf ich einen früheren Kollegen. Er sass am Kaffeetisch auf dem Bohlweg und wir hatten uns mehr als 25 Jahre nicht mehr gesehen. Er erzählte von seinem abgebrannten Hotel im Harz und seinem Restaurant auf Mallorca und ich von meiner abgebrannten Firma in Stendal. Und natürlich von unseren gemeinsamen Erlebnissen und unserer früheren Zusammenarbeit. Weisst du noch??

 

Als wir auseinander gingen, musste ich noch meinen Kaffee bezahlen und sass dort noch einen Moment, als vom Nachbartisch ein junges Pärchen aufstand und an mir vorbei ging.

 

Ich hörte sie zu ihm sagen: „Na das waren ja ein Paar Spinner!“

Nein, verehrtes Fräulein (sag ich mal rassistisch) das haben wir alles so erlebt.  

Nur Ihr Horizont ist noch nicht weit genug!

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SCHEISS PREPAYED. GUTHABEN ALLE!

 

 

    

Meine langjährige und erste Handytelefonnummer ist nun von E-PLUS aufgelöst worden. Ich hatte diese Rufnummer kaum noch benutzt, weil wir mit  FONIC und Telekom besser dran waren. Die Rufnummer hatte ich aber behalten und immer wieder nachgefüllt, weil sie an eine meiner unglaublichen Geschichten erinnerte. Aber nun war es genug, das aufgelaufene Guthaben konnte ich gar nicht verbrauchen.

 

Da ich zunächst mein Betriebsgrundstück in Stendal nicht kaufen konnte, hatte ich in der Altstadt gleich am Marktplatz ein altes Haus übernommen. Zusammen mit meiner Architektur-Langzeitgeliebten und der Denkmalpflege entwickelten wir ein tolles Konzept für unsere Wohnung und für Mieträume in einem zugehörigen Anbau.

 

Nach fast einem Jahr Bauzeit eröffnete mir Iris plötzlich, dass sie niemals in den Osten ziehen würde. Die Trennung war schmerzlich. Von meiner Geliebten und später auch von dem Haus, denn ich bekam ziemlich plötzlich und unerwartet dann doch noch mein Betriebsgrundstück von der TLG zum Kauf angeboten.

 

Um auf der Baustelle in der Altstadt erreichbar zu sein, kaufte ich in der Metro ein Siemens Handy mit Debitel Vertrag. Von dem eingesandten Vertrag mit der Debitel hörte ich dann lange nichts und so hatte ich das Handy immer nur für Notrufe dabei. Nach der Auflösung der Baustelle brauchte ich das Handy dann überhaupt nicht mehr.

 

Als am 10.04.2000 meine Firma bei dem Grossbrand vernichtet wurde, kaufte ich von E-PLUS mein erstes Prepayed Paket. Ja, das waren die ersten, die so etwas angeboten haben. Deshalb meine langjährige Treue zu der Rufnummer 0177 3894204.

 

Vor dem Kauf des Prepayed Paketes hatte ich allerdings mal ganz höflich bei Debitel angefragt, was denn mit meinem Mobilfunk Vertrag geschehen war.

 

Ich staunte nicht schlecht, als man mir erklärte, dass ich bei der Creditreform negative Einträge hätte und deshalb gar keinen Mobilfunk Vertrag bekommen würde.

 

Ganz nebenbei, ich hatte bei meiner Hausbank einen Kontokorrentkredit und einen Kredit für den Grundstückskauf meines Betriebes laufen, der bereits zur Hälfte abbezahlt war. Ich fiel also zu Recht aus allen Wolken.

 

Als Braunschweiger Bürger ging ich dann zur dortigen Creditreform Filiale und liess mir mein Bonitätskonto zeigen. Weil man mich als ersten Vorsitzenden der Stendaler Kaufleute abservieren und diskreditieren wollte hatte man mir in Stendal die Schulden verschiedener Zoller aus ganz Deutschland angedichtet. Dabei war auch ein Offizier aus Baden-Württemberg. Mit Stasi Massnahmen kannte man sich auch nach 10 Jahren noch gut aus.

 

Die Braunschweiger Creditreform hatte zwei Monate daran zu knabbern, mein Konto wieder zu säubern.

Aber inzwischen gab es ja Preayed Simkarten. Womit ich übrigens auch heute noch am preiswertesten telefoniere. Auch das Internet buchen wir tage- oder monatsweise je nach Urlaubszeit ohne Probleme online dazu.      

 

PS: Als Mercedes später seinen arroganten Debitel Laden aufgab, war es mir Genugtuung pur.   Man trifft sich eben immer zweimal im Leben.

 

Und Stendal haben wir verlassen. Zum einen war alles verbrannt und ausserdem hatte meine Litauische Ehefrau im Jahr 2000 dort schon die Ausländerfeindlichkeit beanstandet.